Klingt gut, so ein Tapetenwechsel! Mit Kaya hätte das sicher auch super viel Spaß gemacht, mit dem Krümel trau ich mich das einfach nicht. Er reagiert auf alles neue extrem angespannt, das muss ich immer gut dosieren; schon ein langer Waldspaziergang kann ihn richtig beanspruchen. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich sollte ihn so einen weiten Weg transportieren und danach in eine völlig fremde Umgebung versetzen - au weia.
Auch das mit dem sportlichen Alltag stimmt nur bedingt, zumindest was Sandor angeht. Ein normaler Arbeitstag bedeutet, dass wir morgens hin laufen; dann ist 3 Stunden Minigruppe, wobei er ca. 10 Mintuen mit den Kindern spielen kann, den Rest des Vormittags verpennt er, durch ein Türgitter getrennt, in seiner Box in der Küche. Während meiner Bürozeiten, der Nachmittagsgruppen oder sonstiger Veranstaltungen liegt er im Büro, wo er, nachdem er ringsum die Kolleginnen begrüßt und seine Kekse abgestaubt hat, wieder Ruhe hat. Dann laufen wir heim, er bekommt sein Futter, und wieder Ruhe. Nachts gehen wir dann eine letze Runde, und wenn wir beide noch Lust haben wird ein paar Minuten geclickert oder ein Intelligenzspiel ausgepackt. Ich finde, das ist nicht gerade ein riesiges Programm. Auch die zwei mal pro Woche Hundeplatz bedeuten ja nicht, dass er da ewig was tut. Er darf mit rumflitzen, während ich alles auspacke und aufbaue, dann machen wir ein bißchen was - meint, ca. 10-15 Minuten. Ich glaube, dass er so schnell lernt liegt vor allem auch daran, dass ich die Übungszeiten eben bewusst kurz und spannend halte!
Das verrückte dabei ist ja, dass du normalerweise jeden fragen kannst, der mich kennt: Ich habe eigentlich eine Geduld wie ein Pfingstochse, die Eltern von meinen Minikindergartenkindern haben gerade bei unserem Weihnachtsfrühstück erst gefragt, ob ich eigentlich niemals aus der Ruhe zu bringen wäre? Auch die Leute vom Hundeplatz haben schon oft gefragt, wie ich es nur schaffen würde immer so geduldig und ausgeglichen zu bleiben - nur beim Krümel, da versagt das alles irgendwie. Natürlich weiß ich vom Kopf her, dass Sandor immer ein schwieriger Hund bleiben wird, und auch, dass wir schon mehr erreicht haben als die meisten anfangs für möglich gehalten haben. Trotzdem erzeugt es immer wieder ein Gefühl der Hilflosigkeit, wenn er sich wieder einmal abschießt wegen Dingen, die nicht beeinflussbar sind und für jeden normal sozialisierten Hund auch gar kein Thema darstellen. Alles wird besser, nichts wird gut - das beschreibt es glaube ich am besten. Diejenigen, die ihn als Welpen und Junghund kennen gelernt haben, sind ganz fasziniert davon, wie cool er geworden ist; diejenigen, die ihn das erste mal sehen, meinen, ich solle doch bitte diesen Hund mal erziehen...